Erste Segeleindrücke
Da liegt sie nun fertig am Pontonsteg der schwimmenden Bootsausstellung GRAND PAVOIS in La Rochelle. Drei Jahre hat sich Pierrick de Kervénoaël seit den ersten Zeichnungen nicht aus der Ruhe bringen lassen und die Ikone 7.50 gründlich entwickelt und optimiert. Gut sieht sie aus, auch wenn die Zeit noch nicht für Zierstreifen oder andere farbliche Gestaltung des Rumpfes gereicht hat, wie eigentlich bei voluminösen Booten üblich. Ideen gibt es aber schon:
Das Gute an einer floating boatshow ist ja, dass man abends einen Schlag segeln kann, und das ist der Grund, warum wir nach La Rochelle geflogen sind. Außer uns sind u.a. auch die Seascape 27 und Dufours neuer Daysailer Drakkar 24 unterwegs.
Raus geht's unter Motor, in unserem Fall eine Volvo Zweizylinder Diesel mit 13 PS. Der reicht für mehr als 6 Knoten und zieht auch bei Wind und Welle gut durch. Auffällig ist der sonore Klang und die gute Geräuschdämmung.
Flott am Wind
Dann geht das Groß hoch. Für die letzten Meter am fast 15 Meter hohen Carbonmast nimmt man lieber eine der beiden selbstholenden Winschen von Harken. Man muss nur kurz aufpassen, dass das Boot genau gegen den Wind fährt, sobald der Segelkopf die Backstagen und Lazy Jacks passiert. Danach kann man auch bei seitlichem Windeinfall weiter kurbeln. Motor aus und weiter geht's.
Anfangs ist der Wind lau und Wellen von Motorbooten stören etwas. Der Wendewinkel bei diesen widrigen Bedingungen liegt unter 90 Grad wenn man will. Die optimale Luvgeschwindigkeit wird wegen der störenden Wellen bei etwas vollerer Fahrt erreicht. Die Wenden gehen schnell. Dabei muss keine Schot bedient werden. Was man sich so ohne Fock alles spart: Vorstag, Fockschienen, Schoten und Fall, Rollanlage... Die Backstagen können am Wind gefiert am Mast oder Seezaun bleiben. Man nimmt sie nur bei Gennakerfahrt zu Sicherheit dicht, oder wenn das Boot ohne Segeldruck in Wellen stampft. Manchmal kann man sie als Haltepunkt ganz gut gebrauchen, z.B. beim Übersteigen im Hafen.
Von hinten kommt die Seascape 27 langsam näher, in Lee sackt die Dufour mit weniger Fahrt und Höhe langsam weg. Das sieht ja schon mal nicht schlecht aus. Es frischt etwas auf und der Unterschied zur leichteren Seascape, die mehr Segel hat und 0,5m länger ist, wird kleiner.
Schön ist die Rundumsicht - keine Fock versperrt die Sicht. Vom Steuermannsplatz hinter den Duchten kann man gut sehen, Crew auf den Duchten freut sich bestimmt über ein Kissen, um etwas höher zu sitzen und frei auch nach vorn blicken zu können. Die hohe Kajüte mit 190cm Stehhöhe bietet perfekten Windschutz und man sitzt auf den Duchten ganz lässig mit den Winchenpodesten als Armstütze.
Das Steuerverhalten ist wie auf einer etwas größeren Yacht. Mit dem Gewicht des Einbaudiesels und diversem Equipment für die Bootsausstellung, das wir unter Deck spazieren fahren (inkl. Staubsauger der Gattin), mag die Ikone lieber ruhig gesteuert zu werden.
Schnell unter Gennaker
Inzwischen ist die Seascape in Lee leicht voraus und setzt den Gennaker. Das machen wir dann auch. Es geht wegen seiner handlichen Größe einfach und schnell. Eine noch zu bergende Fock, Saling, Wanten und Vorstag zum Verheddern gibt es ja nicht.
Und jetzt kommt die große Überraschung: die Seascape 27 fährt uns nicht weg, sondern wir bleiben bei gleichem Kurs exakt genauso schnell. Wir drehen davon noch ein kleines Video und überlegen: Wie kommt denn das?
Eigentlich ist es aber klar: Der Wind reicht nicht zum Gleiten, die Seascape 27 hatte mit der Fock anders als wir einen Teil der Segelfläche herunter zu nehmen, wir haben den viel längeren Mast mit dem wir oben mehr Wind "fischen" und können auch noch das Gross weiter auffieren. Darauf gibt es erst mal eine Erfrischung aus dem Kühlschrank in der großen Pantry.
Kinderleichtes Halsen
Noch mit dem Getränk in der Hand fahren wir eine Halse, die kinderleicht geht. Einfach Schoten wechseln und einmal kräftig ziehen. Ohne Vorstag und mit kurzem Unterliek des eher schlanken Gennakers ist der Weg, den das Schothorn des Gennakers in der Halse machen muss, super kurz. Man halst den Gennaker fast so, als wenn es nur eine Fock wäre. Das macht richtig Spaß. So kann man bei jedem Winddreher ruck-zuck halsen, was wir gleich noch ein paarmal mehr tun bis wir den Gennaker im sicheren Windschatten des Groß fix bergen.
Die Logge zeigte die ganze Zeit Geschwindigkeiten, die fast dem realen Wind entsprechen, z.B. 5 Knoten Fahrt bei 6kn Wind. Cool für einen Cruiser!
Dann kommt ein großer sportlicher Kat in den Weg, bei den wir einfach in Lee durchfahren. Das Groß nehmen wir erst kurz vorm Hafen herunter. Es fällt ganz von allein in das Maindropsystem. Reißverschluss zu und fertig.
Das hat alles richtig Spaß gemacht.
Hell und geräumig unter Deck
Die Vorkoje ist riesig und die Achterkoje bietet mit 110cm Breite Platz für zwei schlanke Erwachsene oder Jugendliche. Dazu gibt es optional noch eine Liege quer am Kopfende der Vorkoje - optimal für ein Kind. 5 Kojen auf 7,5m - Das ist ungewöhnlich. Möglich wird das durch die Rumpfform mit chines (Kimmkanten), die bei der Ikone 7.50 bis vorn durchgezogen sind. Sie bedingen auch den Knick am Bug, der an die aktuellen Mini-Transat-Boote und manche Katamarane erinnert. (Ganz nebenbei sorgen die weit nach vorn laufenden chines auch noch für trockeneres Segeln bei Wellen.)
Die Naßzelle ist erstaunlich groß - der Werftchef mit seinen fast 2m Länge hat dafür gesorgt. Daneben findet sich eine Pantry in einer Größe, wie sonst auf 10m-Yachten. Gegenüber ist der Dinette-Tisch, der auch als Naviplatz dient - eine smarte Einrichtung, die perfekt zu einem Boot dieser Größe passt!
Der ganze Innenraum wirkt luftig und hell.
Im Cockpit befindet sich Backbord eine sehr geräumige Backskiste, in der sogar ein Klappfahrrad Platz finden könnte. Achtern sind noch zwei kleine Staufächer und eine Luke, um dem Raum unter dem Cockpitboden zu erreichen. Ganz vorn findet sich ein kleiner, aber ausreichender Ankerkasten.